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NetBeans: Papier zur Plattform

Es drängt sich der Eindruck auf, daß NetBeans auch im deutschsprachigen Raum an Fahrt und Popularität gewinnt – nicht nur als IDE, sondern auch als Plattform zur Entwicklung von Rich Client – Anwendungen. Anders ist es wohl nicht zu erklären, daß man, während aktuelle Literatur sonst meist nur in englischer Sprache verfügbar ist, für die aktuelle Version 6.0 nur wenige Monate nach der Veröffentlichung schon gleich zwei sehr gute deutsche Veröffentlichungen in den Regalen der Bücherläden der Republik finden kann, die dem interessierten Entwickler bei der Arbeit an und mit NetBeans Hilfestellung bieten sollen: Neben dem umfangreichen ‘NetBeans Platform 6’ von Heiko Böck ist das ‘NetBeans RCP Entwicklerheft’ das zweite, jüngere(?), auf den ersten Blick dünnere der beiden Werke, und doch nach kurzem Vergleich mein knapper Favorit in Sachen NetBeans-Dokumentation.

Dafür gibt es verschiedene Gründe: Zum einen, in der Tat, ist der geringere Umfang der “Entwicklerhefte” ein deutlicher Pluspunkt, wenn man schnell mit einer Technologie zu arbeiten beginnen will. Sicher braucht man tiefer im Alltagsgeschäft irgendwann deutlich mehr Detailwissen, wird man von den vielen kleineren und größeren Tips und Tricks des Böck-Buches profitieren – für den Einstieg indes sind diese tendenziell ebensowenig hilfreich wie für das angenehme Gefühl, sich mit dem Buch, das neben der Tastatur liegt, schnell sowohl Verständnis zu erarbeiten als auch dies in tatsächlichen Ergebnissen umsetzen zu können. Vermutlich ist das Geschmackssache, aber mir erscheint das “NetBeans RCP Entwicklerheft” hier um einiges geradliniger und ‘zielführender’: Die zu entwerfende Beispiel-Anwendung wird zu Beginn des Buches vorgestellt, und danach arbeiten alle folgenden Kapitel geradewegs darauf hin, diese Stück für Stück mit Leben zu erfüllen. Das passiert im Böck’schen Buch im Prinzip auch, aber das Entwicklerheft wirkt hier (nicht zuletzt sicher wieder des gewollt begrenzten Rahmen wegens) einfach konzentrierter und effektiver.

Zum anderen, vermutlich wiederum persönlicher Eindruck: Das Entwicklerheft wirkt didaktisch geschickter, in der Struktur der einzelnen Kapitel, der “Cause-Effect”-Philosophie, kleine Schritte vorzuführen und im Nachgang deren Wirkung zu beschreiben und zu diskutieren. Strukturelle ‘Fehler’ (…) des Böck-Buches (die Position des Kapitels “Aktionen” am Anfang des Buches zwischen “Modul-System” und “Anwendungsaufbau” erschließt sich mir bis heute nicht richtig) verhindert das Entwicklerheft dabei erfolgreich, dafür gelingt es dem Autor, den Gedankenfluß von Aufgabenstellung über Anwendungsentwurf durch die schrittweise Implementation des ‘Task-Managers’ in den einzelnen Kapiteln hindurch zusammenhängend und logisch schlüssig zu erklären und immer genau soviel Wissen zu vermitteln, wie der Kontext zum Ausprobieren erforderlich macht. Sicher kann man auf andere Weise mehr Information transportieren, aber ob dies auch notwendigerweise effektiver ist, kann man wohl diskutieren.

Im Fazit: Wer nach Großtaten auf Basis von NetBeans RCP strebt (und das werden hoffentlich einige sein, um die Verbreitung der Plattform voranzutreiben, ein Gegengewicht zu Eclipse zu schaffen und vor allem noch das ein oder andere Modul zu erzeugen, das für NetBeans als IDE derzeit noch fehlt), wird vermutlich sowohl den “Böck” als auch den “Petri” lesen wollen. Aber für den Einstieg stellt das Entwicklerheft aus meiner Sicht die bessere Wahl dar. Nebenbei: Einen Teil, der mich besonders interessiert (das Generic Languages Framework aka ‘Projekt Schliemann’), fällt leider in beiden Büchern unter den Tisch. Aber man kann wohl nicht alles haben… 😉

13. Februar 2008

Filed under:

german , netbeans , tech , thoughts