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Die Wiederentdeckung der Demokratie

Langsam, aber sicher erwacht auch die deutsche Version des von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales ins Leben gerufenen Projektes Campaigns.Wikia zu einem gewissen Leben, und damit eines der aus meiner Sicht interessantesten Vorhaben zwischen Technologie und Politik, das in den letzten Jahren das Licht der Welt erblickt hat. Die Idee ist relativ einfach und, wie das Leitbild in Gestalt eines offenen Briefs des Gründes an die “politische Blogosphäre” zeigt, in ein paar deutliche Worte zu fassen:

Es ist Zeit, dass Politik intelligenter wird, und dass Demokratie wieder wirklich die Menschen einbezieht. Die Massenmedien sagen Dir, was Du denken sollst, und hindern Dich eher daran, aktiv an Politik teilzunehmen. Es ist Zeit, sich auf Deine Bedürfnisse zu konzentrieren, auf die Dinge, die Dich betreffen, und die Botschaft, die Du vermitteln willst.

Im Zeitalter von Internet, Wikis und Weblogs, in dem nicht zuletzt Projekte wie Wikipedia Bekanntheit jenseits eines einschlägig bekannten Kreises von “interessierten Irren” finden konnten und heute weithin zu dem gehören, von dem zumindest fast jeder Internet-Nutzer irgendwann schon einmal gehört hat, ist der Ansatz damit wohl genauso einfach wie naheliegend: Aktive, partizipatorische Politik in einem System, in dem sich die Menschen mit Themen auseinandersetzen, in denen sich das politische Engagement des Einzelnen nicht mehr darauf beschränken muß, alle vier Jahre einmal ein Kreuzchen zu machen und damit eine weitreichende Entscheidung potentiell mit derselben Vorbereitung und Überlegung zu treffen, mit der er die Jahre dazwischen im Supermarkt Corn-Flakes kauft – nach Verpackung und Werbung. Das Problem des jetzigen Systems zwischen Polemik, Konzeptlosigkeit und griffigen Slogans auf B*LD-Zeitungs-Niveau ist offensichtlich: Parteien betreiben Politik “von oben nach unten”, und die Massenmedien “helfen” den Menschen, zu erkennen, was richtig ist und worauf es ankommt:

Die Rundfunkmedien brachten uns Rundfunkpolitik. Und, lasst uns einfach und unverblümt ehrlich diesbezüglich sein: Rechts oder links, konservativ oder liberal, Rundfunk-Politk ist dumm, dumm, dumm.

Kampagnen sind mittlerweile mehr darauf fixiert, die Fernseh-Aussage passend zu gestalten, das Bild, den Klang, das Auftreten, anstelle sich für die Menschen einzusetzen, dass diese verstehen, welche politischen Themen ihr Leben in welcher Weise beeinflussen, und dass diese sich dafür interessieren.

Es wird Zeit, die Möglichkeiten, die die neuen Technologien bieten, dazu zu nutzen, die Beschränkungen der alten und deren fatale Wirkungen endlich zu beseitigen. Ergo: Mitmachen!

20. Juli 2006

Filed under:

german , net , news , politics